Von Stadt zu stadt

Um kurz vor 9.00 Uhr kommt Khadija zu uns in die Wohnung und bereitet uns ein reichhaltiges Frühstück zu, welches wir auf der Dachterrasse geniessen. Gestärkt machen wir uns auf ins Getümmel in den Gassen von Fés. Schon nach kurzer Zeit wissen wir nicht mehr so recht wo wir sind, eigentlich ist das ja aber auch egal. Ein paar Ecken weiter werden wir angesprochen ob wir die Gerbereien von oben besichtigen wollen. Der Guide der sich natürlich nicht Guide nennt aber zum Schluss trotzdem ein paar Dirham will führt uns durch Ledergeschäfte auf einen Balkon. Kurz davor werden wir wegen dem Gestank aber noch mit Münzenstängel ausgestattet welche wir unter die Nase halten können. Vom Balkon aus haben wir einen wunderbaren Ausblick über die Chouara-Gerberei. Hier wird noch traditionell mit Taubenkot und Riderurin gegerbt. Deshalb der Gestank. Vom Balkon aus ist es aber gut zu ertragen. Runter zu den Becken müssen wir nun wirklich nicht. Unser Spaziergang führt weiter durch die engen Gassen doch auf einmal wissen wir nicht mehr wirklich weiter und es hat auch keine Lädeli mehr. Für ein paar Dirham führt uns ein junger einheimischer wieder auf den richtigen Weg. Erst später begreifen wir wie es funktioniert. Kaum schaut man etwas verloren drein lotsen einem junge Männer in die komplett falsche Richtung nur damit die Kollegen ein paar Abzweigungen weiter einem für Geld wieder raus führen können. Naja, halb so schlimm.

Nach einer ausgiebigen Siesta auf unserer Dachterrasse mit UNO, Tschau Sepp und Gemsch spielen stürzen wir uns wieder in den Alltag der Medina in Fés. Fürs Abendessen entscheiden wir uns wieder für die hübsche Dachterrasse vom Vortag und so geniessen wir, begleitet von den Betrufen der Muezzin gibt es wieder Linsen, Bohnen und Tajine.

 

Kurz nach dem Frühstück marschieren wir mit Sack und Pack zu unserem Auto und machen uns auf den Weg Richtung Meer. Die bestens ausgebaute Autobahn führt vorbei an Rabatt Richtung Süden nach Mohammedia, nördlich von Casablanca. Vor dem Check-in gibt es noch ein spätes Mittagessen im Mc Donald. Ja, auch das darf Mal sein. Im Supermarkt Marjane decken wir uns mit Lebensmitteln ein und nur ein paar Minuten später finden wir auch schon unsere Ferienwohnung. Eine moderne Wohnung im 4. Stock unweit des Strandes und mit Aussicht auf den Innenhof, also keiner Aussicht. Vor dem Abendessen spazieren wir an den Strand von Mohammedia. Naja, überall liegt viel Abfall herum und wenn man nach links schaut sieht man den Industriehafen. Nicht besonders prickelnd. In der Wohnung kochen wir unser traditionelles Abendessen in den Ferien, Fusili mit Pesto und Reibkäse.

 

Den Freitag lassen wir gemütlich ausgehen, schlafen aus und erst nach dem Mittag machen wir uns auf den Weg an den Strand. Jedoch setzen wir uns dazu ins Auto und fahren ein paar Minuten Richtung Norden an den Plage Manesmane. Im dortigen Café Ali BaBa bestellen wir am Nachmittag ein Frühstück für zwei Personen. Der Kellner schaut schon etwas „stöber“ drein aber vielleicht liegt es auch daran, dass wir zum ersten Mal in arabisch bestellen müssen. Mit Händen und Füssen klappt das aber gut. Alles zusammen ist unschlagbar günstig. Für alle ein Getränk, zwei Frühstück und zwei Glacé kosten keine CHF 12.--. Da der Strand von Steinen abgeschirmt ist, ist das Wasser ganz ruhig und wir planschen im seichten Wasser und geniessen den etwas saubereren Strand.

 

Am Samstag machen wir uns auf den Weg nach Casablanca, der bekannten 4 Millionen Metropole am Atlantik. Wir parken neben der Hassan II Moschee und begeben uns zum Eingang. Mit Schrecken stellen wir fest, dass es ja schon Mittag ist und eine Führung um 12.00 Uhr und die nächste erste um 14.00 Uhr startet. Wir schaffen es aber „häb chläb“ noch auf die Führung von 12.00 Uhr. Wir eilen über den Platz zum Eingang und ziehen die Schuhe aus um die Moschee zu betreten. Wir sind gleich überwältigt von der grösse und dem Prunk. Die Hassan II Moschee wurde von 1987 bis 1993 von tausenden von Arbeitern für rund 800 Millionen Euro erstellt und ist die drittgrösste Moschee der Welt nach der von Mekka und Medina. Das Minarett ist mit über 200 Metern Höhe das höchste der Welt. Die Moschee fasst 25‘000 Gläubige und auf dem Vorplatz finden 80‘000 weitere Platz. Der deutschsprachige Führer erklärt uns alles, so zum Beispiel, dass im Hauptsaal die Männer beten und auf den Balkonen die Frauen. Das Dach der Moschee kann zu besonderen Anlässen automatisch geöffnet werden und im Untergeschoss befinden sich ein weiterer Gebetsraum sowie die Waschräume. In den Waschräumen können sich zum Ramadan, wenn die Moschee voll ist, rund 2600 Personen gleichzeitig der rituellen Waschung unterziehen. Auf dem grossen Vorplatz können wir uns dann wieder ohne Führer bewegen um noch weitere Fotos zu machen.

Anschliessend fahren wir weiter zur Morocco Mall. Es ist das grösste Einkaufsszentrum Afrikas und beherbergt ein grosses, dreistöckiges Aquarium. Im dortigen Foodcourt bestellen wir etwas zu Essen ehe wir uns das Aquarium mit Haien und Rochen anschauen. Uns haut die ganze Mall nicht vom Sockel und so entscheiden wir, zurück nach Mohammedia zu fahren. Dort packen wir unsere Badesachen und fahren an den Plage des Sablettes um ein letztes Mal im Meer zu baden. Der Strand gefällt uns am besten und so bleiben wir bis die Sonne im Meer versinkt.

 

Sonntag, weiter geht’s. Bevor wir abfahren lassen wir aber das Auto noch gründlich an der Tankstelle um die Ecke reinigen. Mit dem blitzblank sauberen Auto machen wir uns auf die letzte Etappe nach Marrakesch. In der Stadt angekommen müssen wir noch ein paar Umwegen fahren da anscheinend die Tage das Jahresmeeting der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds stattfinden. Die Polizeipräsenz ist enorm. Trotz allem erreichen wir den Oasiria Wasserpark in der Nähe des Flughafens. Der moderne aber auch teure Wasserpark ist riesig und hat sehr wenig Besucher. Wir geniessen ein paar Stunden mit baden, rutschen und plantschen. Nach dem tollen Badeerlebnis fahren wir 10 Minuten bis zum Flughafen um unser Auto abzugeben. Wir sind immer etwas angespannt wenn wir ein Auto abzugeben haben, obwohl wir noch nie ein Problem damit hatten. Die Abgabe verläuft auch diesmal ohne Probleme und kurz darauf besteigen wir den Flughafenbus welcher uns in die Innenstadt bringt. Beim Jamaa el Fna steigen wir aus und mit Sack und Pack kämpfen wir uns durch das Treiben zum Café de la France um unsere Kontaktperson zu treffen. Nawel taucht umgehend auf um uns zur Unterkunft zu führen. Es geht durch die Menschenmassen entlang einer Hauptgasse bis wir rechts abbiegen, dann nochmal rechts, links, links, zweite Gasse links, rechts und nochmal rechts und wir stehen vor einer unscheinbaren Türe. Das Innere entpuppt sich als ein wahres Juwel. Eine 204 m2 grosse Wohnung, eher eine Villa oder schon fast ein Palast für uns alleine. Die Wohnung ist top modern mit vielen traditionellen Elementen. Einfach nur zum Staunen. Nach kurzer Erholung geht es in die Gassen von Marrakesch. Sandro lässt sich sogar überzeugen die Haare zu schneiden. Wir quetschen uns durch unzählige Menschen durch die Gassen, lassen den bekannten Jamaa el Fna aber für den ersten Abend sein und geniessen das Abendessen in einem Strassenbeizli in unserer Gasse.

 

Durch die Gassen und Souks schlendern wir an unzähligen Geschäften vorbei, weichen gekonnt Mopeds, Fahrrädern und Eseln aus und geniessen das bunte Treiben. Ein paar Mal sehen wir Dinge die uns gefallen und so feilschen wir um den möglichst besten Preis. Wir spazieren aus dem Labyrinth raus und begeben uns auf den Jamaa el Fna begeben. Bei unserer Anreise sind wir gegen Abend schon halb über den Platz spaziert Es ist ziemlich heiss und der Platz ziemlich leer. Einzig ein paar Schlangenbeschwörer sieht man unter den grünen Sonnenschirmen sitzen. Wir nähern uns und schwupp kommt einer mit einer Schlange in der Hand auf uns zu. Nein wir wollen die nicht streicheln oder in die Hand nehmen. Der Schlangenbeschwörer ist aber sehr aufdringlich. Simon knippst ein Foto von einem mit Flöte und schon sind wir weg. Natürlich sind ihm einige kleine Münzen zu wenig, er will Papiergeld aber uns ist das Wurst, wir gehen weiter.

Nach einer ausgiebigen Siesta ist unser Ziel wieder der Jamaa el Fna. Der Platz liegt nur 10 Minuten zu Fuss von unserer Unterkunft weg und so wollen wir hin zum Abendessen. Die Sonne geht gerade unter und es ist schon wesentlich mehr los als während dem Tag. Die Saftverkäufer buhlen um Kundschaft und bei den kleinen Essensständen wo Schnecken angeboten werden sitzen nicht viele Gäste. Gleich dahinter reiht sich nun am Abend ein Essenstand oder besser gesagt mobiles Restaurant nach dem andern. Teilweise sieht man an den Ständen Schafsköpfe, weilweise haufenweise Eier und oftmals Spiessli. Wir werden vor jedem Stand energisch umworben und alle bieten natürlich das beste Essen an. Wir merken uns die Nummern (oder sagen es zumindest) und ziehen weiter über den Platz. Kurz darauf werden Sandro, Flavia und Simon von Strassenkünstlern in Beschlag genommen und schon sind sie Teil der Vorstellung. Anscheinend ist es eine lustige Vorstellung, nur wir verstehen halt nichts. Nach unserem Auftritt entschieden wir uns für einen Stand zum Abendessen und bestellen einfach irgend ein paar Sachen. Spiessli, Tajine, Gemüse, usw. Es schmeckt jedenfalls lecker und satt und zufrieden geht es zurück in unseren Palast.

 

Nach einem kleinen Frühstück auf einer der höchsten Dachterrassen von Marrakesch machen wir uns zu Fuss auf den Weg zum Jardin Majorelle ausserhalb der Stadtmauern. Nach drei Kilometern sind wir am Ziel und es wimmelt nur so von Touristen. Der Jardin Majorelle ist ein ca. 4000m2 grosser Garten und ist mit jährlich 850‘000 Besuchern die meistbesuchte Attraktion Marokkos. Der Garten wurde 1919 von Jacques Majorelle erstellt und 1980 von Yves Saint Laurent und Pierre Bergé erworben. Im Garten gibt es rund 300 Pflanzenarten von allen fünf Kontinenten. So kaufen wir unsere Tickets online und kurz darauf sind wir im Garten. Der Garten ist wunderbar gepflegt, wunderschön und bietet viele Fotomotive. Das ist wohl der Grund, dass er von vielen Beautys für Fotos genutzt wird welche dann auf Instagram niemand sehen will. Egal, auch wir machen Fotos 😊.

Wir fühlen uns noch fit und so machen wir uns wieder zu Fuss auf den drei Kilometer langen Heimweg. Jedoch wieder durch andere Gassen als auf dem Hinweg. Vor dem Abendessen lässt sich Simon bei Said, dem Coiffure von Sandro, rasieren. Da Simon aber nicht gleich an der Reihe ist dauert es ganz schön lange, besonders weil zum Warten noch Tee serviert wird. Nach der Prozedur geniessen wir das letzte Abendessen in Marokko im Strassenbeizli vom ersten Abend.

 

Mittwoch, 11. Oktober, 5.15 Uhr Tagwache. Wir packen die letzten Dinge zusammen, verabschieden uns von Nawel (sie wollte unbedingt dabei sein) und machen uns zu Fuss auf den Weg zur Bushaltestelle. Die Strassen sind fast Menschenleer und es ist angenehm frisch. Pünktlich um 6.20 Uhr kommt der Flughafenbus und kurze Zeit später stehen wir schon in der Check-in Schlange. Die rund zwei Stunden vor dem Abflug am Flughafen sind gefüllt mit Anstehen und gefühlte hunderte Mal die Pässe vorweisen eh wir mit etwas Verspätung Richtung Schweiz abheben. Knapp drei Stunden später landen wir in Genf von wo wir mit dem Zug nach Meiringen reisen.

 

 

Ein Fazit mag ich dieses Mal nicht schreiben. Den Reiseberichten zufolge sollte aber klar sein, dass es uns sehr gefallen hat und wir unglaublich viel erlebt haben. Einzig Kleinigkeiten wie „nei i will das nid lose, wi will öppis anders lose“, Mueti, Mueti, Mueti oder Ätti, Ätti, Ätti, „i mues ufe Abe“ obwohl man kurz davor noch gefragt hat, sind im Reisebericht nicht enthalten. Diese trüben aber das Erlebte in keiner Weise und sind wohl einfach normal wenn man mit Kindern unterwegs ist. Eher möchten wir unseren Kindern ein Kränzchen winden, wie sie sich mit uns immer wieder in Abenteuer stürzen und wie offen sie sind Neues zu entdecken.

 

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